Schiller-Impuls

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Im Alter von 22 Jahren bewegt sich Steiner einen großen Schritt auf seine spätere Lehre von den "Erkenntnissen höherer Welten" zu. Das geschieht infolge der Lektüre von Friedrich Schillers "Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschengeschlechts" im Jahre 1883. Schiller unterscheidet drei Zustände des Bewußtseins: Der erste Bewußtseinszustand ist der sinnliche - er steht unter der Nötigung der Natur. Der zweite Bewußtseinszustand ist der geistige - er steht unter der Gesetzmäßigkeit der Vernunft. Der dritte Bewußtseinszustand aber - der ästhetische - verbindet Vernunft und Natur, Geist und Sinnlichkeit, etwa im Erleben und Hervorbringen des Schönen. Steiner fragt:

"Schiller hat von dem Bewußtseinszustand gesprochen, der da sein muß, um die Schönheit der Welt zu erleben. Konnte man da nicht auch an einen solchen Bewußtseinzustand denken, der die Wahrheit im Wesen der Dinge vermittelt?"

Ausgehend von dieser Frage sucht Steiner nach einem Weg, nicht nur äußere Dinge und Vorgänge in Gedanken abzubilden, sondern die Gedanken selbst zu erleben. "Geht man immer weiter in dem Gedanken-Erleben, so findet man, daß diesem Erleben die geistige Wirklichkeit entgegenkommt. Man nimmt den Seelenweg zu dem Geiste hin." Mit dem Bestreben, "die erwachte Geistigkeit im Menschen zum Denken" zu bringen und eine geistige Betätigung zu entwickeln, "die an Durchsichtigkeit dem mathematischen Denken sich voll vergleichen" läßt, glaubt Steiner endlich eine Möglichkeit zu finden, um "die Anschauung von der Geisterwelt", die er in sich trägt, "auch vor dem Forum des naturwissenschaftlichen Denkens für gerechtfertigt" zu halten (636, 52ff.).

Während es sich allerdings bei Schillers Behauptung dreier unterschiedlicher Bewußtseinszustände um eine rein gedankliche Konstruktion handelt, über die sich lange diskutieren läßt, beansprucht Steiner mathematische Exaktheit für seinen Erkenntnisweg in die übersinnlichen Welten hinein. Die Anknüpfung Steiners an Schiller ist eine rein formale Analogie ohne inhaltliche Entsprechung (vgl. Erkenntnisse höherer Welten).

Literaturhinweise

L. Gassmann; Anthroposophie-Lexikon; Folgen Verlag; (Mai 20171)

Einzelhinweise und Quellen

Anmerkungen


Quellenangaben



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