Drewermann, Eugen

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Wer ist Eugen Drewermann?

Eugen Drewermann (Drewermann) wurde am 20. Juni 1940 in der westfälischen Bergarbeiter-Gemeinde Bergkamen gebo-ren und katholisch getauft. Die Mutter war katholisch, der im Kohlebergbau tätige Vater jedoch evangelisch. In einem Interview im Norddeutschen Rundfunk vom 16. März 1991 bezeichnete Drewermann seinen Vater als "nicht religi-ös“. Eine Erfahrung, die sich bis in seine spätere Theo-logie hinein auswirken sollte, machte der Vierjährige beim Bombenangriff der Alliierten auf Bergkamen 1944. Es war die Grunderfahrung der Angst und inneren Ver-unsicherung. Von dieser inneren Verunsicherung und Angst erfüllt, fand Drewermann später seine geistige Heimat in der Weit existentialistischer Philosophen. Er berichtet: "Richtig ist, dass ich mit 17 Jahren damals in einer schweren Krise steckte; wenn es den Existentialismus nicht gegeben hätte, man hatte ihn meinetwegen erfinden müssen, oder ich selber hätte ihn erfunden. Das ist bis heute mein geistiges Terrain geblieben, sehr erweitert freilich in vielerlei Richtun-gen. Aber vom Ensemble der Gefühle her entspricht diese Welt Sartres, Camus?, Kierkegaards`, Heideggers ohne Zwei-fel mir am meisten. Kierkegaard war derjenige, der die Worte fand für das, was ich erlebte. Sein ganzes Denken ging um Angst, um Verzweiflung, um Krankheit zum Tode. Genau das entspricht mir sehr und war für mich damals der einzige Weg, um zu überleben. Und es war wichtiger als jeder Papst, jeder Religionslehrer. Es war die einzige geistige Autorität, die ich damals hatte" (WEG, 289).

So fühlte sich Drewermann eher zu einem liberalen Protestantis-mus als zu einem engen Katholizismus hingezogen, wie ihm sich dieser vor allem in seiner vorkonziliaren Gestalt (vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil) zeigte. Dass er dann dennoch von 1959-65 in Paderborn und Münster katholische Theologie und Philosophie studierte und Priester werden wollte, hängt mit dem Rat zusammen, den ihm ein Lateinlehrer auf dem Gymnasium gab:

"Drewermann, es gibt gute Protestanten auch unter den Katholiken, so wie es gute Katholiken unter den Protestanten gibt. Ich glau-be, Sie sollten katholisch bleiben" (WEG, 290).

1966 wurde er zum Priester geweiht und nahm bis 1968 eine Stelle als Kaplan im lippischen Kurort Bad Driburg bei Paderborn wahr. Als er dort mit den seelischen Prob-lemen der Menschen, ihren "Liebesabenteuern" und ihrer "Verzweiflung über die Untreue" konfrontiert wurde, be-gann er zunehmend, an den katholischen Moralvorstel-lungen zu zweifeln und sich für die psychoanalytischen Erklärungsversuche zu interessieren:

"Es war deutlich, dass die Menschen litten, aber nicht schul-dig waren, und dass ich, wenn ich sie verstehen wollte, Berei-che des Daseins kennenlernen müsste, die mir im gesamten Theologiestudium nicht vertraut geworden waren, die Berei-che des Unbewussten. So bin ich damals zur Psychoanalyse gekommen" (WEG, 291).

Ab 1968 ließ er sich in einem psychotherapeutischen Institut bei Göttingen in der Neopsychoanalyse von Schultz-Hencke ausbilden. 1970 erhielt er die Freistellung zum Promotionsstudium an der Theologischen Fakultät der Universität Paderborn. Sein Doktorvater war der Systematiker Prof. Heribert Mühlen. 1977 wurde seine Promotionsschrift "Strukturen des Bösen" aufgrund einer das Maß einer Dissertation weit übersteigenden Leistung zugleich als Habilitationsschrift angenommen, so dass ihm der Weg an die Universität offen stand. Im gleichen Jahr erteilte ihm der Kanzler der theologischen Fakultät, Bischof Johannes Joachim Degenhardt - sein späterer Gegenspieler! - die Zulassung als Privatdozent für das Fach "Katholische Dogmatik". In den 80er Jahren kam es zu einer wachsenden Ent-fremdung Drewermanns von der römisch-katholischen Kirche und vom überlieferten christlichen Glauben überhaupt, vor allem auf dem Feld des Bibelverständnisses und der Christologie, aber auch der katholischen Moral- und Amtsauffassung. Vorladungen, Lehrgespräche und ein langdauernder Briefwechsel insbesondere mit Erzbi-schof Degenhardt führten zu keiner Einigung. So wurde Eugen Drewermann am 7. Oktober 1991 die Lehrbefugnis an der Paderborner Theologischen Fakultät wieder entzogen - und am 9. Januar 1992 darüber hinaus die Predigtbefug-nis. Als Gründe für den Entzug der Predigtbefugnis wer-den in dem von Erzbischof Degenhardt unterzeichneten Dekret genannt: "Abweichungen von der Glaubenslehre der katholischen Kirche über die Einsetzung der Sakramente, vor allem auch der Eucharistie und des Priestertums durch Jesus Christus, über das katholische Verständnis des Kreuzestodes Christi, über die Feier der Eucharistie und des priesterlichen Diens-tes, über die Geburt aus der Jungfrau Maria (Jungfrauengeburt), über die Autorität der Kirche und der Bischöfe in Sachen des Glaubens und der Sitten sowie erneut aber die sittliche Beurteilung der Abtreibung durch das kirchliche Lehramt. Unter den „Anklagen" findet sich der Satz:

"Sie leugnen, dass Jesus von Nazareth der 'Christus, der Sohn des lebendigen Gottes' (Mt 16,16) wirklich und in einzigartiger Weise ist" (WEG, S. 455 f.).

Ist Drewermann mit dieser Verurteilung durch die römisch-katholische Kirche Unrecht geschehen? Oder gibt es doch Punkte in seiner Lehre, die auch nach evangeli-schem Verständnis eine Kritik aus biblisch-theologischer Sicht rechtfertigen? Darum soll es im folgenden gehen.

Was lehrt Eugen Drewermann?

Die Grundbefindlichkeit der Angst:

Als ein Journalist Eugen Drewermann fragte, ob sein entscheidendes Anliegen "die Erlösung aus der Angst" sei, antwortete dieser:

"Das ist vollkommen richtig ... Dazwischen steht unser ganzes Leben: zwischen Angst und Vertrauen" (WEG, S.295).

Dieser Grundkonflikt zwischen Angst und Vertrauen durchzieht wie ein roter Faden sein frühes dreibändiges Werk "Strukturen des Bösen", in dem er die "jahwisti-sche Urgeschichte" exegetisch, psychoanalytisch und philosophisch deutet. Vereinfacht lässt sich Drewermanns Anliegen so zusammenfassen: Der „Mythos vom Sündenfall" in 1. Mose 2-11 ist ein großartiges Bild für den Menschen, der sich seines We-sens, seines Ausgeliefertseins an das Dasein und sei-nes Ungenügens bewusst wird. Seine Existenz wird be-stimmt von der Angst: Angst vor der eigenen Minderwer-tigkeit und dem Versagen, Angst vor einem strafenden Gott, Angst vor der Vergänglichkeit und dem Nichts. Um gegen diese Angst anzugehen, liefert sich der Mensch der Schlange aus, und das heisst: dem Trieb und der Versuchung, die anderen zu beherrschen und auch Herr über Gott sein zu wollen. Dadurch aber wächst die Angst noch mehr, denn "der Mensch, der aus Angst in die Sünde hineingerät, (hat) nach und in der Sünde noch größere Angst vor Gott" (SdB I, S. 107). Immer tiefer stürzt er in die Verzweiflung und Neurose hinein und wird unentrinnbar in den "Strukturen des Bösen" gefangen. Es gibt nur einen Weg zur Befreiung: das Vertrauen auf Gottes Liebe, der dem Menschen seine Schuld frei vergibt. Gott muss hierfür eine Person sein, die dem Menschen gegenübertritt und ihm einen angstfreien Raum eröffnet, in dem er zu Gott und zu sich selbst finden kann. Gott muss sich auch zur Verfügung stellen, damit der Mensch - wie bei der psychoanalytischen Übertragung - seine neurotischen Hassimpulse auf ihn abladen kann, ohne Angst vor Gott haben zu müssen. Dies ermöglicht nach Drewermann die Gottesvorstellung des christlichen Glaubens. Obwohl Drewermann bei dieser Deutung bereits psychoanalytische und philosophische Katego-rien heranzog, blieb sein Grundansatz in seinem Früh-werk durchaus noch traditionell. Es wurde deshalb auch von der Paderborner Fakultät als Promotions- und Habi-litationsschrift angenommen. Bei den Werken der 80er und 90er Jahre nahmen jedoch die psychoanalytischen, fremdreligiösen und auch politischen Aussagen immer breiteren Raum ein.

Die Entmythologisierung und existentiale Interpretation der Bibel als Voraussetzung

Hier ist stellvertretend sein großes zweibändiges Werk "Tiefenpsychologie und Exegese" zu nennen, das in den Jahren 1984 und 1985 erschien. In diesem Werk strebte er das an, was er in einem Brief an Erzbischof Degenhardt vom 2.5.1991 so beschrieb:

"Verstehen Sie, Herr Erzbischof, das ´Bedenkliche' meiner Theologie liegt nicht in einem Widerspruch zu bestimmten Lehrinhalten, die Sache steht weit schlimmer, oder besser: Was ich möchte, ist nicht mehr und nicht weniger als eine grundlegende Veränderung der gesamten Art und Weise, wie heute Theologie betrieben wird; ich möchte dies aber aus Glauben, nicht aus Glaubenslosigkeit? (WEG, S. 301).

Drewermanns Deutungen setzen die Entmythologisierung und existentiale Interpretation des Neutestamentlers Rudolf Bultmann voraus (s. dort). Im Anschluss an Bultmann kann Drewermann schreiben:

"Aber andererseits ist die Erkenntnis an sich nicht mehr rück-gängig zu machen, dass es im Neuen Testament - und eben-so im Alten Testament - in der Tat zahlreiche Erzählungen gibt, die sich bereits durch ihre Form als Mythen, Legenden und Novellen in historischem Sinne 'verdächtig' machen und ein Material enthalten, das zahlreiche Analogien zu anderen Religionen aufweist und jedenfalls viel zu schematisiert ist, als dass es in dieser Weise ein wirkliches historisches Geschehen wiederzugeben vermöchte ... Die historisch-kritische Methode hatte darin vollkommen recht, die Mythen und Le-genden in ihrer äußeren Gestalt auch in der Bibel zu zerstö-ren, indem sie ihre mangelnde Historizität nachwies; ein äusseres Festhalten an den Themen der Mythen und Legen-den in einem missverstandenen historischen Sinne liefe in der Tat auf eine bornierte Starre, auf eine krampfhafte Ver-leugnung der besten Einsichten des 19. Jahrhunderts hin-aus? (TuE I, S. 94.96).

Andererseits übt Drewermann an der historisch-kritischen Methode scharfe Kritik. Er überschreibt ein einleitendes Kapitel zu "Tiefenpsychologie und Exegese" mit den Worten:

"Vom religiösen Irrweg der historisch-kritischen Methode" (TuE I, S. 23). Sie ist seines Erachtens ein Irrweg, weil sie nur "die äußerlichste und oberflächlichste aller Fragen" stellt, nämlich die nach dem Maß historischer Wirklichkeit in den einzelnen biblischen Überlieferungen. Bei diesem Fragen in die Vergangenheit geht die Gegenwartsbedeu-tung der Texte verloren. Bei dem "Erdrutsch des Historismus" droht sich „Religion in historische Religionswis-senschaft, Glauben in Glaubenskunde, Theologie in Archäologie" zu verwandeln (TuE I, S. 23.37). Drewermann fragt: "Wie kann man die sogenannte historisch-kritische Methode von ihrem Auslegungsmonopol erlösen? Wie lässt sich eine Methode der Schriftauslegung finden, die nach der zweifellos notwendigen historischen Absicherung die eigentlich theolo-gische Aussage bestimmt?" (TuE I, S. 27).

Die tiefenpsychologische Interpretation als Lösungsmodell:

Diese Methode findet er in der tiefenpsychologischen Interpretation. Ausgehend von der Psychoanalyse Sigmund Freuds und vor allem von der Tiefenpsycho-logie Carl Gustav Jungs versucht er, eine "Transforma-tion der historisch-kritischen Exegese" herbeizuführen und die Schriftauslegung "vom Kopf wieder auf die Füsse zu stellen" (TuE I, S. 15 f.). Dazu dienen ihm ins-besondere Freuds Traumdeutung und Jungs Archetyp-entehre. "Mit dem Traum, nicht mit dem Wort ist zu be-ginnen", heisst ein programmatischer Satz Drewermanns (TuE I, S. 92). Und weiter:

"... es ist deutlich, dass wir im Grunde eine vollständige Umkehrung der bisherigen Sichtweise der historisch-kritischen Methode anstreben. Vor allem die zentrale Bedeutung des Traumes für die Religion gilt es jetzt als erstes unter Beweis zu stellen, denn sie stellt für Exegeten historisch-kritischer Provenienz zweifellos zunächst eine vollkommen bizarre Hypothese dar" (TuE I, S. 100). Mit dem Argument, dass die Religion früher sei als die Sprache, die träumende Imagination früher als das be-griffliche Denken, wendet sich Drewermann gegen die "Logozent-rik der Exegese" (Wortzentriertheit der Auslegung) und möchte "den Traum zur Grundlage aller weiteren Betrach-tungen" erheben. Denn aus dem Traum "entwickelt und versteht sich der Mythos, aus ihm das Märchen und, an der Grenze zum Historischen, die Sage und Legende" (TuE I, S. 16 f.). Der Traum steht somit am Anfang, nicht das Wort. Der Traum ist der Ursprung des inneren Erle-bens, wie es sich in den Urbildern und Symbolen aller Menschen, Völker und Religionen, den "Archetypen", niederschlägt. Im Traum verbindet sich das "kollektive Unbewusste", das allen Menschen gemeinsam ist, mit dem individuellen Unbewussten. Die Traumpsychologie bildet somit für Drewermann den "Universalschlüssel zum Ver-ständnis aller wichtigen religiösen Phänomene" (TuE I, S. 100). Die durch den Traum vermittelten Symbole, Urbil-der und Gefühle sind wichtig für den Selbstwerdungs-prozess des Menschen, die Individuation. Sie drücken menschliche Grundbefindlichkeiten aus wie Leid und Freude, Leben und Tod, Krankheit und Heilung, das Verhältnis der Generationen und der Geschlechter usw. Nach C. G. Jung ist es z.B. wichtig, den "Schatten" (die abgelehnten negativen Bestandteile der eigenen Persön-lichkeit) zu integrieren, das “Selbst" als das Ziel einer ganzheitlichen Personalität auszubilden sowie "Animus" und "Anima" als die andersgeschlechtlichen Möglichkei-ten in der Person zu entdecken. An einem Beispiel soll die Anwendung tiefenpsychologi-scher Prinzipien auf die Bibelauslegung bei Eugen Drewermann verdeutlicht werden. Wenn in Johannes 21,1-14 berichtet wird, dass den Jüngern am See Genezareth der aufer-standene Christus am Ufer stehend erscheint, so handelt es sich nach Drewermanns Auffassung um einen "Visionsbericht“ (TuE II, S 396), also nicht (oder nicht primär) um ein äu-ßeres Geschehen, sondern um einen Heilungsprozess in der Seele der Jünger. Drewermann führt aus: "Religionspsychologisch kann ... die Erscheinung Christi oder des 'Engels Gottes' oder der MutterGottes nicht anders erfol-gen, als dass in der menschlichen Seele Kräfte angespro-chen werden, die ein entsprechendes Gestaltbild hervorrufen ... Wenn sich ein Mensch seelisch in einer großen Krise be-findet, etwa vor dem drohenden Ausbruch einer Psychose, so kann es sein, dass zu seiner Gesundung wie von selbst aus dem Unbewussten Bilder und Vorstellungen aufsteigen, die wortwörtlich 'vom anderen Ufer' her Gegenkräfte zu der bis-herigen Bewusstseinseinstellung freisetzen ... Was den Jün-gern inmitten des Gefühls der Lebensleere, der Aussichtslo-sigkeit, der Haltlosigkeit und der Sinnlosigkeit 'erscheint', ist, psychologisch betrachtet, das Gegenbild ihrer selbst - die Wesensgestalt einer nie geahnten, nie gelebten Menschlich-keit, die in ihnen angelegt ist und zumindest infolge des Leids ihrer Verleugnung nur darauf wartet, entdeckt zu werden" (TuE II, S. 402 f.).

In dieser Art, biblische Erzählungen symbolisch und psychologisch aufzufassen, geht Drewermann auch an die Bibel insgesamt heran.

Wiederentdeckung der Mythen in den verschiedenen Religionen

Da für Drewermann der Traum und die daraus hervor-tretenden Archetypen als Symbole des kollektiven Un-bewussten allen Kulturen und Religionen gemeinsam zueigen sind, stellen sie auch das Bindeglied zwischen den Kulturen und Religionen dar. Die schriftgewordenen Bücher und Lehren sind nun zweitrangig. Ihre trennende Wirkung ist zuende, wo Menschen sich mit ihren Träu-men, Gefühlen und Symbolen begegnen. Die unter-schiedlichen religiösen Erfahrungen, Mythen, Sagen, Märchen und Legenden haben einen gemeinsamen Kern in der Seelengeschichte der Menschheit. Drewermann fordert eine "typologische Hermeneutik der Geschichte", verbunden mit einer "archetypischen Hermeneutik der menschlichen Psyche" (TuE I, S. 66). Der Absolutheitsanspruch ir-gendeiner Religion ist für ihn ein Überbleibsel aus see-lenlosen Zeiten einer rationalistischen Worthörigkeit, ein Anachronismus im erstrebten Zeitalter des universalen Friedens und der Harmonie. Drewermann führt aus

"Nur in den Archetypen und in den Gefühlen liegt das Einen-de und das Verbindende zwischen den Kulturen und Religio-nen aller Zeiten und Zonen, während die Sprache, die Ratio, die Kategorientafel der moralischen Wertsetzungen sich als sehr zeitgebunden und voneinander trennend erweist. Auch die Religion, in Gedanken gefasst, ist je nach Volk und Kul-turkreis verschieden, aber ihre Wahrheit, niedergelegt und dargestellt in ihren ebenso verhüllenden wie enthüllenden Riten und Symbolen, ist überall die gleiche. In allen Men-schen lebt ein unbewusstes Wissen um ein Absolutes, das in allen Menschen gegenwärtig ist und aus dem alles Bewusste hervorgeht, und nur auf dieser Ebene des Archetypischen ist eine hermeneutische Verbindung über die zeitliche Distanz von Jahrtausenden hinweg denkbar und möglich? (TuE I, S. 71).

Drewermann geht es also darum, keine Religion gegenüber der anderen abzuwerten oder gar als "heidnisch" zu bezeich-nen, sondern die in allen Religionen und Kulturen ver-borgenen Schätze zu heben, die sich in den Träumen, Archetypen, Symbolen, Mythen, Märchen usw. offenba-ren. Er untersucht z.B. abendländische und orientalische Märchen, indische, ägyptische, griechische, römische und germanische Mythen sowie biblische Stoffe auf ihren tieferen, symbolisch verschlüsselten Wahrheitsge-halt. Dabei gelangt er sogar zu einer positiven Wertung von Okkultismus, Schamanismus und Magie, indem er deren Inhalte und Praktiken als innerpsychische Vor-gänge deutet. So kommen nach seiner Ansicht spiritisti-sche Beschwörungsriten einer "künstlichen Herabsetzung des Bewusstseins" gleich, und die „´Unterwelt`, der die Ahnengeister entsteigen, ist deutlich genug als das Un-bewusste der betreffenden Person zu erkennen" (TuE I, S. 119). "Feen und Hexen, Engel und Dämonen, Götter und Teufel" seien "die abgespaltenen, zum wachen Be-wusstsein bisher nicht zugelassenen Teile der Seele in personifizierter Gestalt, gewissermaßen der Jungsche "Schatten“, der im Traum hervortritt. "Nicht selten lassen sich in den Geistern und Dämonen überhöhte Nachfah-ren der Vater- oder Mutterimago erkennen, in denen die Kleinheit und Ohnmacht des frühkindlichen Ichs auf das krasseste zu der übermächtigen Allgewalt der Elternge-stalten kontrastiert", meint Drewermann (TuE I, S. 121 f.). Magie sei "gewissermaßen nur die praktische Darstellung des Traumerlebens, das Streben der Seele nach Überein-stimmung zwischen innerer und äußerer Wirklichkeit“ (TuE I, S. 127 ff.). Schamanen agieren ihre Heilträume aus, um die Kranken darin einzubeziehen (TuE I, S. 130). Nicht nur der christliche Glaube, sondern auch die ande-ren Religionen werden auf diese Weise in Drewermanns tiefenpsy-chologische Deutung einbezogen und mittels der Arche-typentehre miteinander vermischt. Was ist nun nach Drewermann das spezifisch Christliche? Es ist das Prinzip der Personalität, die Überwindung der Angst durch Vertrauen, das ermöglicht wird, indem ein perso-naler Gott dem Menschen frei gegenübertritt:

"Was die biblische Theologie vom Mythos unterscheidet, ist die wichtige Entdeckung der Personalität und Individualität des Göttlichen ebenso wie jedes einzelnen Menschen; aber nur, wenn diese Entdeckung die Welt der archetypischen Bilder in den Tiefenschichten der menschlichen Psyche inte-griert und nicht verdrängt, bewahrt sie ihre Menschlichkeit und Wahrheit" (TuE I, S. 138).

"Mit der geschichtlichen Gestalt Jesu von Nazareth ver-binden sich die Archetypen aus den Mythen der Menschheitsgeschichte, etwa der "schon um 2.600 vor Christus" bekannte Begriff "Gottessohn" (WEG, S. 422). Es erfolgt eine Synthese von Kollektivem und Individuel-lem. Diese Synthese ist es, die nach Drewermann "das individuelle Bewusstsein davor bewahrte, in psychotischer bzw. mythischer Weise von den Inhalten des Unbewussten überschwemmt zu werden ... Umgekehrt verband es das Individuelle unauflöslich mit den Inhalten des Unbewuss-ten und wirkte daher auf das Intensivste einer unfrucht-baren Isolation des Bewusstseins entgegen" (SdB III, S. 532).

Von dieser Erfahrung der Personalität und Individualität her ist nach Drewermanns Ansicht eine Erneuerung der Mythen auf einer höheren Stufe der Entwicklung möglich. Daraus erfolgt ein neuer Zugang zu einer "Theologie und Ethik der Natur“.

Eine neue Theologie und Ethik der Natur: Eine neue Theologie und Ethik der Natur darf nach Drewermann zwar vom christlichen Prinzip der Personalität bestimmt sein, aber nicht dem jüdisch-christlichen Anthropozentrismus ver-fallen, der seiner Meinung nach zur gegenwärtigen Um-weltzerstörung geführt hat. Der Mensch darf nicht mehr als die Mitte und das Mass aller Dinge gelten. Drewermann fordert eine "gelebte Mystik der Natur", die darauf verzichtet, "die Natur sündig zu sprechen und die Natürlichkeit des Menschen zu unterdrücken" (Kleriker, S. 740). Statt ein bisschen Umweltschutz erstrebt er „eine weit grundle-gendere religiöse Neubesinnung, die mit dem bisherigen jüdisch-christlichen Anthropozentrismus bricht und zu einem Einheitsdenken, zu einem religiösen Welterleben zurückfindet, das in der abendländischen Geistesge-schichte stets als unchristlich, ja als quasi pantheistisch oder gottlos bekämpft wurde" (TF, S. 109). Dieses Ein-heitsdenken findet er in den Naturreligionen, insbeson-dere in den indianisch-schamanistischen Stammesriten.

Individuelle Autonomie statt vorgegebener Autorität

Drewermanns Mystik der Natur ist unlösbar verbunden mit der Mystik der menschlichen Seele als Teil der Natur, in der sich ebenfalls das Göttliche findet. Diese Vergöttlichung der menschlichen Seele führt unmittelbar zum Postulat individueller Autonomie und zum Widerspruch gegen alle von außen kommenden "Über-Ich-Strukturen?, etwa in Gestalt einer kirchlichen Hierarchie. In seinem 1989 ver-öffentlichten Buch "Kleriker" hat Drewermann in beißender Schärfe das Ämter- und Moralsystem der katholischen Kirche, aber auch die traditionelle christliche Ethik allgemein angegriffen. Das Grundübel des Menschen ist nach Drewermann die Angst. Alles, was die Angst verstärkt, muss gemie-den, alles, was das Vertrauen stärkt, hingegen gefördert werden. Ein festgefügter Sittenkodex ist nach Drewermanns An-sicht mit der neuen Existenzform des Vertrauens und der Angstfreiheit unvereinbar, da er angstverstärkend wirkt: "Die Kirche sollte lernen, dass es Verständnis geben muss für menschliche Irrungen und Wirrungen und nicht gleich die Wertung: Gut und Böse, Sünde und Tugend" (WEG, S. 234). Sünde ist nach seiner Ansicht nicht als moralische Verfehlung auffassen, sondern als Existenz-verfehlung. Sie kann nicht durch Bestrafung, sondern nur durch Vertrauen überwunden werden. Um dies zu erreichen, müsse der Mensch aber von allen moralisti-schen Forderungen verschont werden, auch in Gestalt biblischer Gebote. Dementsprechend führt er aus:

"Es wäre nötig, allen 'anklagenden Gebrauch' (allen 'usus elenchticus') aus dem Gotteswort zu entfernen ... Jedes Wort der Bibel müsste so lange geprüft werden, bis es verrät, was es zum Verständnis, zur Besänftigung und zur Beseitigung der menschlichen Daseinsangst beitragen kann; und ehe dies nicht wirklich verstanden ist, sollte man kein Wort eines Propheten oder Gottesmannes in noch außerhalb der Bibel für von Gott beglaubigt halten" (TuE II, S. 33).

Kritik

Die Reduktion der Theologie zur Anthropologie

Trotz seiner Kritik am jüdisch-christlichen Anthropozentrismus vertritt Drewermann auf seine Weise ein anthropozentrisches Welt-bild. Seine Theorien kommen vom Menschen her und zielen auf den Menschen hin. Sie drehen sich ganz um den Menschen.

„Gott“ ist nur ein Postulat, das dazu dient, dass der Mensch seine Angstfreiheit verwirklichen kann. Damit aber wird Theologie zur Anthropologie redu-ziert. Für Drewermann ist das Objekt des Vertrauens austauschbar. Es muss nicht Gott, sondern es können auch die Götter oder ein Mensch, ja es kann sogar das Vertrauen auf die Kraft des eigenen Vertrauens sein. Entscheidend ist für Drewermann nicht, wem ich vertraue, sondern dass ich vertraue. So schreibt er, dass "das Vertrauen selber eine göttliche Macht" sei und dass "der Glaube an sich Angst als sol-che zu überwinden vermag" (TuE II, S. 136.208).

Nach biblischer Lehre ist es aber nicht entscheidend, dass ich vertraue, sondern wem ich vertraue: dem einen wahren, lebendigen Gott oder den vielen falschen Göttern. Vom lebendigen Gott allein kommt Hilfe. Deshalb heisst es in der Heiligen Schrift: "Unsere Hilfe steht im Namen des HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat" (Ps 124,8). Und: "In der Angst rief ich den HERRN an; und der HERR erhörte mich und tröstete mich. Es ist gut, auf den HERRN zu vertrauen und sich nicht auf Menschen zu verlassen" (Ps 118,5.8). Drewermanns Ansatz ist innerpsychisch und nicht theologisch. Er kommt von der menschlichen Selbsterfahrung und nicht von der Offenbarung eines außerhalb vom Menschen existierenden Gottes her. Da-her argumentiert er mit dem Begriffspaar "Angst und Vertrauen", aber nicht mit "Sünde und Gnade" oder "Ge-setz und Evangelium" wie die Reformatoren, mit denen er von bestimmten Kreisen immer wieder verglichen wird. Es ist nur folgerichtig, wenn Drewermann von seinem anthropo-zentrischen und letztlich immanenten Ansatz her Jesus nur als faszinierenden Menschen, aber nicht als Gottes Sohn im metaphysischen Sinn betrachtet: Jesus sei "als Mensch gezeugt und geboren wie jeder andere Mensch auch" (WEG, S. 438). Er sei ein Helfer, ein Heiler, ein Schamane, der durch seine integrative Gestalt und an-nehmende Haltung den einzelnen zur Übereinstimmung mit sich selbst führe (vgl. TuE II, S. 89). Wir fragen: Wenn Jesus nicht mehr ist, wie kann er dann dem Men-schen wirklich helfen? Ist dann Erlösung nicht Illusion? Bleibt dann der Mensch nicht in dem vergeblichen Be-mühen um Selbsterlösung in sich gefangen?

Die Auflösung der biblischen Fakten in Symbole

Biblische Aussagen von einem metaphysisch geschehenen Schöpfungs- und Erlösungshandeln Gottes werden von Drewermann immanent-psychologisch umgedeutet. Biblische Er-eignisse und Fakten werden als Mythen und Symbole aufgefasst. Eine innerpsychisch zu ermittelnde "Wahr-heit" wird von der "Wirklichkeit" des Berichteten abge-trennt und die "Wirklichkeit" nach ihrer historisch-kritischen Auflösung als irrelevant beiseite gestellt. Hier fragen wir kritisch zurück: Ist eine solche Wertung der biblischen Begriffe und Berichte als Symbole und My-then exegetisch richtig? Gibt es eine tiefere Wahrheit losgelöst von der sie vermittelnden Wirklichkeit? Gibt es ein Aktum (Gegenwartsbedeutung) ohne Faktum (histori-sche Verankerung in der Vergangenheit)? Selbst Bultmann, an den Drewermann anknüpft, muss zugeben, dass die biblischen Autoren auf der Faktizität des von ihnen Be-richteten beharren, so etwa Paulus im Auferstehungs-Kapitel 1. Kor 15. Bultmann aus seiner Sicht bezeichnet dies als "fatal" und deutet die Aussagen trotzdem um ("Neues Testament und Mythologie?, KuM I, Hamburg 1948, S. 15 ff.). Für ihn wie für Drewermann sind die biblischen Berichte - insbesondere in bezug auf übernatürliche Dinge – Mythen“. Walter Künneth weist jedoch in seiner „Theologie der Auferstehung“ nach, dass das biblische Denken mythenfeindlich ist - eine Tatsache, die Eugen Drewermann interessanterweise an einer anderen Stelle, nämlich in seiner Auseinandersetzung mit dem "jüdisch-christlichen Anthropozentrismus", selber erwähnt (vgl. SdB III, S. 521 ff.; Kleriker, S. 732 ff.). Wenn aber das biblische Den-ken mythenfeindlich ist, dann ist es inkonsequent, die biblischen Berichte als Mythen zu verdächtigen. Wenn die biblischen Verfasser Worte und Bilder gebrauchen, die an Mythen erinnern, so ist das ein Versuch, die völli-ge Andersartigkeit der göttlichen Botschaft mit schwa-chen menschlichen Worten in unsere Sprache zu dol-metschen. "Diese Übersetzungsarbeit aber hat mit einer Entmythologisierung im Sinne Bultmanns nichts zu tun, da die christliche Offenbarung ja alles andere als ein Mythus ist“, betont Künneth (S. 55). Die Mythenfeind-lichkeit der jüdisch-christlichen Botschaft wird z.B. an verschiedenen Schriftstellen deutlich ausgesprochen: "Wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln (griech. mythoi) gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen" (2. Petr 1,16; vgl. 1. Tim 1,4; 4,7; 2. Tim 4,4; Tit 1,14).

Die Fraglichkeit der Tiefenpsychologie als Universalschlüssel zur Erklärung von Mensch, Welt und Bibel

Als Auslegungsraster gebraucht Drewermann die Erkenntnisse der Freudschen Psychoanalyse und der Jungschen Tiefen-psychologie. Aus biblisch-theologischer Sicht allerdings werfen Person und Lehre von Sigmund Freud und Carl Gustav Jung eine Reihe von Bedenken auf. Ihr Welt- und Menschenbild tritt an vielen Punkten mit dem biblischen Welt- und Menschenverständnis in Konflikt. Erin-nert sei nur an Freuds weltanschaulich-atheistische Denkvoraussetzungen, seine kausalmechanischen Erklä-rungsprinzipien, seinen einseitigen Triebdeterminismus (z.B. die Überbetonung des Sexualtriebs), seine Umdeu-tung des Gewissens zum "Über-Ich" und der Sünde zu bloßen "Schuldgefühlen“, seine Behauptung, Gott sei das Produkt einer "kollektiven Neurose" und ähnliches. Zu C. G. Jung s. den betreffenden Artikel. Die Heilige Schrift sagt in unmittelbarem Kontrast zu Freud, Jung und Drewermann, dass am Anfang das Wort und nicht der Traum war (Joh 1,1). Zwar kann sich Gott auch durch Träume offenbaren, aber wir sollen uns nicht auf Träume verlassen, sondern auf das Wort, das er seinen Boten zu unserem Heil anvertraut hat. So heisst es in Jer 23,25-28: "Ich höre es wohl, was die Propheten reden, die Lüge weissagen in meinem Namen und sprechen: 'Mir hat geträumt, mir hat geträumt.' Wann wollen doch die Propheten aufhören, die Lüge weissagen und ihres Herzens Trug weissagen und wollen, dass mein Volk meinen Namen vergesse über ihren Traumen, die einer dem andern erzählt, wie auch ihre Väter meinen Namen vergaßen über dem Baal? Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Wie reimen sich Stroh und Weizen zu-sammen? spricht der HERR." - Zum religiösen Synkretismus, Pantheismus und Okkultismus bei Drewermann die betreffenden Artikel.

Die individualistische Anarchie

In seiner Ethik wendet sich Drewermann gegen alle „Über-Ich-Strukturen“, die der Angstfreiheit und individuellen Auto-nomie des Menschen im Wege stehen: gegen eine insti-tutionalisierte Kirche, wie er sie im römisch-katholischen Hierarchie-System erlebt; gegen eine restriktive Ethik und Sexualmoral; gegen eine anklagende Funktion bibli-scher Gebote. Sicherlich ist seine Kritik in manchen Punkten berechtigt. Eine Kirche kann - wie jedes System - zu einem übermächtigen Apparat werden, der dem einzelnen - sprich: seinem individuellen Gewissen - kaum Raum zum Atmen lasst. Für völlig verfehlt halte ich Drewermanns Vorschlag, allen "anklagenden Gebrauch“ - und damit die göttlichen Gebote - aus der Bibel zu entfernen. Röm 7,12: "Das Gesetz ist heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut.“ Seine anklagende Wirkung entfaltet es erst, indem es auf den sündigen Menschen trifft. Dabei kann Sünde durchaus - in der Begrifflichkeit von Kier-kegaard und Drewermann geredet - als "Existenzverfehlung" ver-standen werden. Aber es ist eine Existenzverfehlung in dem Sinne, dass der Mensch an der von Gott gewollten Existenz der liebenden Gemeinschaft mit seinem Schöp-fer vorbeigeht, sich von Gott lossagt und sein eigener Herr sein will, was auch in Kierkegaards Auffassung, aber kaum noch bei Drewermann impliziert ist. Damit aber verfällt der Mensch - als Folge davon - auch den moralischen Sünden wie Neid, Hass, Eifersucht, Ärger, Unzucht usw., die aus der Existenzverfehlung im Sinne der Gottesfeme erwachsen und daher mit dieser unlösbar verkoppelt sind. Es ist daher Augenwischerei, wenn Drewermann eine imma-nent-existentialistische Existenzverfehlung an die Stelle von moralischen Verfehlungen setzen und gegen diese ausspielen will. Damit landet er letztendlich beim ethi-schen Relativismus und der individualistischen Anarchie. Das zeigt sich etwa bei seiner Stellungnahme zur Abtreibungsproblematik, in der er fast nur die Situation der betroffenen Frauen, aber kaum der vom Tode be-drohten Kinder im Blick hat (WEG, S. 319). Von einem ähnlichen Relativismus sind Drewermanns Aussagen z.B. zur Se-xualmoral, zur Homosexualität und zur Euthanasie ge-prägt. Nicht Gottes Wort ist hier für ihn der Maßstab, sondern die Lebensumstände und das Denken der heu-tigen Zeit. Sicherlich ist auf die jeweilige Situation indivi-duell einzugehen. Aber wenn nicht mehr Gottes Wille die Grundlage zur Beurteilung der Lage und zur Hilfestellung in der jeweiligen Situation darstellt - woran kann sich der Mensch dann noch halten? Wenn Gebote wie "Du sollst nicht töten" oder "Du sollst nicht ehebrechen“ nicht mehr als verbindlich aufgefasst werden, dann ist bald der Damm zum Chaos und zur Anarchie gebrochen. Nicht umsonst warnt uns die Bibel vor dem "Menschen der Gesetzlosigkeit" (griech. anomia), der am Ende der Zei-ten auftreten und die Menschen verführen wird, sich von Gottes guten und lebensschützenden Ordnungen loszu-sagen (vgl. Mt 24,12; 2. Thess 2,1 ff.; 2. Tim 3,1 ff.). Unwillkürlich stellt sich die Frage: Ist Drewermann einer von denen, die dieser Gesetzlosigkeit den Weg bereiten?=Literaturhinweise=

E. Drewermann, "Kleriker" = Kleriker. Psychogramm eines Ideals (1989), 4.Aufl. 1992
"SdB" = Strukturen des Bösen. Band I-III: Die jahwistische Urgeschichte in exegetischer / psychoanaly-tischer/philosophischer Sicht (1977), 6. Aufl. 1987
E. Drewermann, "TuE" = Tie-fenpsychologie und Exegese. Band I: Die Wahrheit der Formen. Traum, Mythos, Märchen, Sage und Legende
Band II: Die Wahr-heit der Werke und Worte. Wunder, Vision, Weissagung, Apoka-lypse, Geschichte, Gleichnis, 1984/85
E. Drewermann,"TF" = Der tödliche Fort-schritt. Von der Zerstörung der Erde und des Menschen im Erbe des Christentums (1981), 6. Aufl. 1991
E. Drewermann,"WEG" = Worum es eigent-lich geht. Protokoll einer Verurteilung, 3. Aufl. 1992
L. Gassmann/J. Jange, Was nun, Herr Drewermann? Anfragen an die tiefenpsychologische Bibelauslegung, 1993
L. Gassmann, Was will Eugen Drewermann?, 1998
Kleines Theologie-Handbuch in 2 Bänden ,MABO PROMOTION 20081

Einzelhinweise und Quellen

Anmerkungen


Quellenangaben


Orginärer Autor: Lothar Gassmann



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