Esoterische Schule
Im Jahre 1902 lassen sich Rudolf Steiner und Marie von Sivers von Annie Besant in die von Helena Petrovna Blavatsky gegründete "Esoterische Schule" der Adyar Theosophischen Gesellschaft einführen (Theosophie). Es ist der enge Kreis derer, die - wie Gerhard Wehr es formuliert - an ihrer "Selbstverwirklichung" arbeiten und sich in den Dienst der "großen spirituellen Menschheitsaufgabe" stellen - eine Art Geheimbund nach freimaurerischem Vorbild (Freimaurer-Impuls). Ab 1904 wird Steiner selber eine leitende Funktion innerhalb der "Esoterischen Schule" einnehmen und ab 1905 "esoterische Stunden" halten (vgl. Wehr 1993, 171). Der Aufnahme-Eid, den neue Mitglieder zu leisten haben, lautet wie folgt (in der von Annie Besant formulierten Fassung):
- Ich beherzige die 3 Zwecke der Theosophischen Gesellschaft.
- Ich bin überzeugt von der Wahrheit der Hauptlehren der esoterischen Philosophie, d.h. der Existenz einer Einheit, von der alles abstammt, dem Gesetz der Periodizität, der Identität des Geistes im Menschen mit dem universellen Geist, der Reinkarnation, des Karma, der Existenz einer Großen Bruderschaft.
- Ich wünsche Mitglied der Esoterischen Schule zu werden, um mein Leben zu reinigen und zu vergeistigen, um ein nützlicher Diener der Menschheit zu werden.
- Ich halte es für erwiesen, daß Helena Petrovna Blavatsky im Besitz eines Wissens ist, welches ihre Mission als Abgesandter der Großen Bruderschaft bescheinigt, und daß diese Schule, die sie gegründet hat, daher unter dem Schutz der Großen Bruderschaft steht.
- Ich anerkenne Annie Besant als ihren Nachfolger als Chef dieser Schule unter der Leitung der Meister und als ihren Abgesandten, den sie ernannt haben, um die Ziele zu erreichen" (Miers 1986, 135).
Die Mitglieder der "Großen Bruderschaft", die "Meister" oder "Mahatmas", deren "Schutz" sich auch Steiner nun unterstellt, sind laut dem Lexikon des Geheimwissens:
- "... die unbekannten und anonymen Autoritäten, auf die sich okkulte Bewegungen seit Gründung der Adyar-T(heosophischen) G(esellschaft) beziehen, um ihre Lehren zu rechtfertigen ... Zur Zeit von H. P. Blavatsky wurde behauptet, die Meister wohnten in Shigatse in Tibet; dorthin gerichtete Expeditionen hatten jedoch keinen Erfolg. Danach wurde erklärt, die Meister hätten normalerweise ja nicht den Körper eines Menschen und wären außerdem nur dem hellsichtigen Auge zu erkennen. Höchstes Ziel des Theosophen, der der E(soterischen) S(chule) angehört, ist es, mit einem Meister in mentalen oder gar persönlichen Kontakt zu kommen und als Schüler angenommen zu werden ...
Nach Blavatskys Erklärungen haben die M(eister) eine fast göttl(iche) Einsicht und Macht; sie können die Gedanken aller Menschen lesen und sie in jeder beliebigen Entfernung beeinflussen, können materielle Gegenstände in ihre Bestandteile auflösen und an anderen Orten die Gegenstände wieder herstellen, Naturerscheinungen willkürlich hervorrufen, ihre Seele kann den Körper verlassen und mit Blitzesschnelle an jedem Ort auf der Erde oder außerhalb unseres Planeten einige Zeit verweilen" (Miers 1986, 274ff.).
Beurteilung: Daß es sich bei solchen "Meistern" - soweit kein Betrug vorliegt - um Dämonen bzw. von Dämonen inspirierte Menschen handelt, geht aus der Bibel deutlich hervor. Sie beschreibt die Dämonen als Geister, die unter Leitung Satans im Luftraum unter dem Himmel herrschen und eine Vielzahl von übernatürlichen Erscheinungen hervorbringen können. So heißt es in Eph 2,2: "Ihr habt früher gelebt nach der Art dieser Welt unter dem Mächtigen, der in der Luft herrscht, nämlich dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk ist unter den Kindern des Ungehorsams." In Eph 6,12 wird betont: "Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel." Und Jesus Christus warnt seine Gemeinde: "Es werden viele falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, so daß sie, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführten" (Mt 24,24).
Literaturhinweise
L. Gassmann; Anthroposophie-Lexikon; Folgen Verlag; (Mai 20171)
Einzelhinweise und Quellen
Anmerkungen
Quellenangaben
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